Newsletter Mai 2022

 Liebe Patinnen und Paten der Heidelberger Ziegen,

einige von euch haben uns im Frühling besucht und die kleinen Kitze bestaunt. Die älteren Herrschaften wurden natürlich auch ausgiebig von euch bekrault.

 

 

 //Was gibts Neues?//


Seit Februar ist viel passiert. Am 18. März kamen die ersten Tiere zum Start der Weidesaison ins Handschuhsheimer Feld. Das Wetter im März war im Schnitt sehr ziegenfreundlich (es gab ein paar nasse Tage und ein paar wenige kalte Nächte), aber wir hatten keine Bedenken, dass es für die Tiere zu unangenehm wird. Für die Übergangszeit - und eigentlich auch während des Sommers - haben wir immer mind. eine Unterstellmöglichkeit, falls es regnet. Regen mögen Ziegen ja überhaupt nicht. Andererseits haben wir beobachtet, dass sie sich wirklich erst in den Unterstand verkrümeln, wenn es so richtig schifft und sie Gefahr laufen durch und durch nass zu werden. Denn prinzipiell liegen die Tiere gerne offen und an einer Position, aus der heraus sie einen weiten Überblick über das Gelände haben. Das ist bei hangigen Grundstücken weiter oben am Hang und auf verbuschten, ebenen Flächen ein aufwuchsfreier, offener Bereich mit wenigstens etwas Weitblick.

Die Mütter blieben noch eine Weile in Kirchheim, bis alle Mütter abgelammt und wir das Gefühl hatten, die Kitze sind fit und stark genug, um in die große, weite Welt zu ziehen. Denn “das im Zaun bleiben” muss geübt sein. Der erste Kontakt mit einer stromführenden Litze ist für das Ziegenkitz natürlich eine unangenehme und schreckhafte Begegnung. Nicht selten haben wir beobachtet, wie das Kitz nach dem ersten Stromschlag verunsichert und schreiend zur Mutter läuft, um sich erstmal einen ordentlichn Anti-Stress-Mlichschluck abzuholen. Spätestens aber nach dem zweiten Kontakt an einer weiteren Stelle des Zauns (denn man muss ja erstmal lernen, dass der Zaun überall schmerzt) haben die Kitze gelernt, dem besagten Begrenzung fernzubleiben. Ich bin absolut kein Fan von Strom, habe auch schon den Gedanken verfolgt, wie man Ziegen ohne Strom an einem bestimmten Ort halten zu können. Da würde es nur ein fester Maschendrahtzaun oder Drahtzaungeflecht tun oder ein fester Holzlattenzaun in Frage kommen. Erstere birgen aber eine hohe Verletzungsgefahr fürs Tier, weil es immer wieder mit den Hörnern hängen bleiben kann.

Zudem sind diese Festzäune in der Landschaftspflege alles andere als praktikabel, wahnsinnig aufwendig und teuer. Litzen mit Strom sind hier die einfachste Lösung. Auch wenn sie den Tieren weh tun können.

 

 

//Unsere Kitze in diesem Jahr//

Und, was ja alle mitbekommen haben, unsere Kitze sind alle im Zeitraum Mitte Februar bis Ende März auf die Welt gekommen. Alles komplikationslose Geburten. Da haben wir Glück gehabt! Anfangs mussten wir die ein oder andere Euterhälfte abmelken, wenn die Mutter viel Milch hatte, aber die Kleinen noch nicht groß genug, das alles verwerten zu können. Um dann einer Euterentzündung vorzubeugen, ist es besser, man melkt einmal ab. Die Milchproduktion pendelt sich dann irgendwann nachfragegerecht auf dem richtigen Level ein, bzw. verkleinert sich und wächst im Optimalfall analog zur Nachfrage - wie bei  Menschen eben auch.

Grazia war so dick, dass wir bei ihr wirklich dachten, dass sie mindestens Zwillinge haben wird. Doch es stellte sich raus, dass ihr einziges Kitz einfach ein verdammt großes Böckchen war. Er wiegt jetzt schon über 20 kg, die andern um die 5 kg weniger. Alana hat auch nur ein Kitz zur Welt gebracht. “Lieschen” - ein schönes, reinrassiges, graziles Anglo-Nubier-Mädchen. Sie hat die bunte Färbung von ihrem Vater Picasso vererbt. Danach folgte die Geburt von “Socke”, Cleos Mädchen. Auch hier wieder ein “Einling” - wir waren überrascht, hatten wir doch im Jahr 2020 nur Zwillingsgeburten. Socke ist schwarz-braun und hat einen weißen Strumpf, daher der Name. Socke kam rund einen Monat zu früh auf die Welt. Sie war dadurch zwar recht klein, aber glücklicherweise schon voll entwickelt. Die Geburt verlief problemlos und das Saufen am Euter hatte sie schnell raus.
 Die nächste Geburt war dann am 22. März. Lottes beiden Böckchen kamen auf die Welt. Lotte selbst ist ja hornlos. Ihr weißes Böckchen hat ihre Hornlosigkeit vererbt und das bunte Böckchen das Farbenfrohe des Vaters Picasso. Zuletzt folgte Maja mit einem Böckchen, das ihr selbst sehr ähnlich sieht und mit einem wunderschön gezeichnetem Mädel.

 

 

//Verkauf einiger Tiere - Herdenverkleinerung//

Jetzt haben wir also sieben Kitze und vierzehn adulte Tiere. Sind in der Summe rund zehn Tiere zu viel. Mehr Tiere bedeuten mehr Winterfutter zukaufen, mehr Klauen mehrmals im Jahr schneiden, mehr Tiere regelmäßig entwurmen, beim Umweiden nicht einmal sondern zweimal fahren zu müssen, da nicht alle Tiere auf einmal in den Hänger passen. Bedeutet weiterhin größere Unterstände bauen, mehr Platz im Stall schaffen, öfter Umweiden, da der Aufwuchs auf einer Weide schneller leer ist, sich um mehr Flächen kümmern und so weiter. Zudem ist es für mich auch eine sehr große Herausforderung, zwanzig Tiere neben Beruf und Familie zu managen. Insgesamt bedeuten eine Verkleinerung der Herde für mich große zeitliche Entspannung und weniger Stress.

Um einen Teil des Nachwuchses behalten zu können, müssen wir auch ein paar von den älteren Tieren verkaufen. Es war ein langer Prozess für mich, die Entscheidung zu fällen, welche Tiere ich hergeben werde. Puh! Ich mag doch jedes einzelne Tier so gerne! Verdammt! Um den Tieren gerecht zu werden, muss ich mich sehr penibel und gewissenhaft darum kümmern, dass diese ein ausgezeichnetes Plätzchen haben werden. Ich möchte wissen können, dass es den Tieren im neuen Zuhause mindestens genauso gut geht, wie bei uns. Denn wir haben schon einen echt hohen Haltungsstandard.

Das Abgeben der Tiere betrifft leider auch ein paar wenige Patenziegen. Wir werden die betroffenen Pat/innen zeitnah persönlich kontaktieren und besprechen, wie und ob es mit der Patenschaft weitergehen kann. Um eine solche, auch für uns unerfreuliche Situation zukünftig vermeiden zu können, möchten ab dem nächsten Jahr allgemeine, tierunabhängige “Herdenpatenschaften” vergeben. Ich hoffe sehr auf euer Verständnis.

Das Projekt “Heidelberger Ziegen” wird es also weiterhin mit reduzierter Tierzahl geben.  
Aktuell läuft wieder das Projekt mit der Montessori Schule Heidelberg. Das Konzept ist jenes, dass immer eine Schulklasse jeweils eine Woche lang täglich nach den Tieren schaut. Sie übernehmen sozusagen über einen längeren Zeitraum unseren Job und lernen dabei viel über die Ziege selbst (wir begleiten dies auch mit mehreren “Unterrichtseinheiten”), erfahren eine Tier-Mensch-Beziehung in verschiedenen Facetten und lernen, verantwortungsvoll mit dem Tier umzugehen.

Ähnliche Projekte werden dieses Jahr mit weiteren Schulen und Kindergärten laufen.

 

 

//Einladung zum nächsten Patentreffen//

Die Ziegen sind derzeit noch in Rohrbach unterwegs und werden Ende Mai nach Kirchheim umziehen, um dann Anfang / Mitte Juni wieder im Handschuhsheimer Feld ihrer Arbeit nachzugehen.  Kommt uns doch im Juni besuchen!!  Hiermit lade ich euch zum nächsten Patentreffen ein: Nennt uns euren Wunschtag und wir versuchen, diesen mit der täglichen Routine vor Ort zu verbinden. Ihr seid wie immer herzlich willkommen!!

 

 

Einen tollen Frühsommer wünschen wir euch allen!

 

 

Lottes Kitze

Cleos "Socke"

Böckchen "Bobo"

Klein "Lieschen"

Maja Kitze